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5. Massenmedien und Demokratie

Das Verhältnis zwischen Macht, Medien und Öffentlichkeit ist ein Thema, das in den Werken von Olaf Metzel und Antoni Clavé viel Raum einnimmt. Metzels Kunstwerk zeichnet sich durch einen sehr deutlichen und provokanten Ton aus. Presseinformationen werden darin in eine Art vergoldetes Götzenbild verwandelt.

Die Fähigkeit, die Wahrnehmung und Meinung der Öffentlichkeit zu alltäglichen Ereignissen zu prägen, aber auch zu verzerren, ist ein wiederkehrendes Thema in der Kunst von Olaf Metzel. Das Werk Il Messagero, mercoledì 12. October 1988 (1989), besteht aus Metallmatrizen zum Druck der gleichnamigen italienischen Zeitung des genannten Datums. Die zentralen Themen, die in den Matrizen eingeprägt sind, – Entführungen, Terror, Tragödien – sind durch die komplexe Oberfläche dieser Reliefaluminiumarbeiten für den distanzierten Betrachter von heute nahezu ununterscheidbar geworden.

Das Gemälde von Antoni Clavé vermittelt ein Bild vom Wert der Pressenachrichten und ihrer Verbreitung im städtischen Raum. New York II (1989) verweist auf die Verbreitung der Kultur, ihren ständigen Kreislauf aus Nutzung, schnellem Verschleiß und Austausch. Pop-Poetik und eine direkt auf die Oberfläche aufgebrachte Kollage aus Zeitungs- und Zeitschriftenbildern folgen dem Vorbild des künstlerischen Wirkens des amerikanischen Robert Rauschenbergs in den 60er-Jahren: übereinandergelagerte Bilder, die einem Palimpsest ähneln und von energischen Strichen aus leuchtenden Farben durchzogen sind.

Die Bezugnahme auf Nachrichten, die in Zeitungen durch Text und Fotografien verkörpert sind, untermauert auch das Konzept der Installation Wall (2008), in dem die Multimedia-Künstlerin Anna Baumgart eine beunruhigende und tragische Realität eines bestimmten Punkts der europäischen Geschichte herausbildet.

Auf dem Bein einer der Figuren ist der Schriftzug der Nachrichtenagentur „Reuters Forum“ in Großbuchstaben zu sehen, was auf die Inspiration für die Skulpturengruppe hindeutet. Bei dem visuellen Bezugspunkt handelt es sich nämlich um ein Pressefoto, das eine Gruppe von Berlinern zeigt, die im August 1961 auf der Flucht waren, nachdem sie aus ihren Häusern evakuiert worden waren. Am Tag, an dem das Foto entstand, wurde die Überquerung der Mauer, die Berlin spaltete, deutlich erschwert. Sie verwandelte sich in eine tödliche Barriere, die in den darauffolgenden drei Jahrzehnten die tiefe ideologische Kluft zwischen dem Ostblock und dem Westen symbolisieren würde. Und zwar bis zum Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989. Diesen historischen Moment erfasst Frank Thiel in einigen Fotos seiner Reihe Berlin (1990)

Baumgart weist auf die fotojournalistische Herkunft ihrer Skulpturen hin, indem sie jede Person in zwei klare Hälften unterteilt: graue farbliche Abstufungen auf der Vorderseite und klare weiße Profile auf der Rückseite. Diese Unterscheidung spiegelt den zweidimensionalen Ursprung der Gruppe und ihre Umsetzung von einem Foto zu einem dreidimensionalen Raum wider.

Obwohl die Skulptur viel abstrakter ist als das Originalfoto und die Gesichter der Personen nicht im Detail zeigt, verleiht Baumgart dem Werk einen bemerkenswerten Realismus, indem sie die Gegenstände, die die Personen tragen, einschließlich der Textur der Schachteln und Beutel, genau wiedergibt. Das Gefühl der Dringlichkeit und Angst, das die Positionen und Gesten der Bürger Berlins auf dem Foto vermitteln, wurde in den Figuren aus Harz abgemildert. Dieses Material wurde auch von wegweisenden zeitgenössischen Bildhauern wie Juan Muñoz oder Keith Edmier verwendet.

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