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Anna BAUMGART


(1966)

Anna Baumgart wurde 1966 in Breslau geboren. Zwar machte sie 1994 ihren Abschluss an der Akademie der Schönen Künste in Danzig (wo sie unter Franciszek Duszeńko studiert hatte) im Fachbereich Bildhauerei und Intermedia, ihr künstlerisches Schaffen ist jedoch nicht darauf beschränkt. Ebenso arbeitet sie mit Videos, Installationen, Performances oder Tattookunst. Bei allen diesen Medien kommt ihre überwiegend feministische Perspektive zum Ausdruck, durch die sie subjektive gesellschaftliche Themen, konkret das „Andersartige“ in der Kultur, hinterfragt.

Die Stadt Danzig begleitete und förderte den frühen Aufstieg Baumgarts zu kultureller Bedeutung, der 1994 kurz nach Abschluss ihres Studiums mit ihrer ersten Einzelausstellung einsetzte. Im darauffolgenden Jahr würdigte die Stadt ihr Frühwerk mit dem Preis der Stadt Danzig für das interessanteste Debüt. Aus dieser symbiotischen Beziehung ergaben sich viele Chancen und Erfolge, darunter die Zusammenarbeit mit bedeutenden ortsansässigen Kultureinrichtungen wie der Galerie Wyspa, der Galerie Spiż 7, dem Baltischen Kulturzentrum und dem Zentrum für Gegenwartskunst Łaźnia. Eine weitere für Baumgart prägende Erfahrung war 1996 ihre Teilnahme an der Ausstellung im Rahmen von „Status Quo“ am Zentrum der Polnischen Skulptur in Orońsko, in der sie Werke mit postminimalistischen und postkonzeptionellen Tendenzen präsentierte.

Anfänglich widmete sie sich ausschließlich dem Medium, das sie studiert hatte. So schuf Baumgart Werke, in denen Biologie und Technologie gegenübergestellt werden, wobei sie jedoch Ersterer den Vorzug einräumt. Dies kam bereits Mitte der 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts in ihrem Werk Let Unrestrained Anger Be Eliminated (1996) zum Ausdruck, einer Konstruktion, in der sie bildhauerisches Material auf elektrische und optische Geräte sowie auf organisches Material (in Form von Honig) treffen lässt. Durch diese wenig wahrscheinlichen Verbindungen sollten männliche und weibliche Archetypen gegenübergestellt und der Resonanzraum zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen erkundet werden.

Bald arbeitete die Künstlerin zunehmend mit Videokunst, um weibliche Emotionalität und deren Auswirkungen auf zwischenmenschliche Beziehungen oder Bildungsmuster zu ergründen. Diese filmischen Erkundungen trafen in der Kulturlandschaft dieser Zeit auf Widerhall. Daher wurden ihre Arbeiten bei zahlreichen bahnbrechenden Veranstaltungen ausgestellt, etwa der WROMedia Art Biennale 1997 und 1999, At The Time of Writing, Zentrum für Gegenwartskunst Zamek Ujazdowski in Warschau (1998), Public Relations, Zentrum für Gegenwartskunst Łaźnia in Danzig (1999) und einer Einzelausstellung am Zentrum für Gegenwartskunst Zamek Ujazdowski in Warschau (ebenfalls 1999). 2012 wurde ihr Film Fresh Cherries auf bedeutenden internationalen Festivals für Videokunst gezeigt und auf dem Loop Festival in Barcelona ausgezeichnet.

Mit dem Umzug nach Warschau im Jahr 2000 begann der dritte Akt in Baumgarts Karriere. Was ihre Arbeit angeht, war der Standortwechsel auch mit einem Perspektivwechsel verbunden. Dieser ging mit der Gründung des Cafés Baumgart am Zentrum für Gegenwartskunst Zamek Ujazdowski einher, mit dem durch Meetings, Performances und andere Veranstaltungen die anarchistisch-feministische Agenda gefördert wurde. Seither ist der gesellschaftliche Aspekt aus ihrem künstlerischen Schaffen nicht mehr wegzudenken. Auf das Café folgten zahlreiche weitere fortschrittliche kulturelle Räume und Initiativen: 1994–1995 war sie Mitbegründerin der Danziger Avantgarde-Galerie Delicatessen und des Forums für Zeitgenössische Kunst der Galerie Gazownia, wo sie den Salon für Videokunst organisierte. 1998 gründete Baumgart das Büro für Kreative Initiativen. Währenddessen wuchs die Bedeutung des Cafés Baumgart, das sich mittlerweile zu einer wahren kulturellen Institution entwickelt hat.

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