Helena Almeida war die Tochter des angesehenen portugiesischen Bildhauers Leopoldo de Almeida. Bereits in jungen Jahren arbeitete sie neben ihrem Vater im Atelier und entwickelte dabei ihre Kreativität und ihren Geschmack. Diesen natürlichen Instinkt verfeinerte sie an der Universität Lissabon, wo sie ihr Studium im Jahr 1955 abschloss. Von ihren ersten Versuchen als Malerin entwickelte sich ihre künstlerische Praxis weiter und sie entdeckte die Ausdruckskraft der Schwarzweißfotografie. 1964 erhielt sie ein Stipendium für Paris, wo sie weiterhin die aufkommenden Strömungen des Materialismus und der Konzeptkunst beobachtete und studierte.
Ihre Kunst aus dieser Zeit stellte wie jene Lucio Fontanas die illusionäre Natur des Bildraums in Frage. In einem Metadiskurs hob Almeida die inhärent materielle Natur des Malens hervor, indem sie die Leinwand attackierte. Während Fontana die Leinwand zerschnitt, erlaubte ihr Almeida, sich vom Rahmen abzulösen und sich somit zu entlarven. Wahrnehmungs- und Materialstrukturen wurden dekonstruiert, untergraben und umorganisiert.
Ab 1975 begann sie, verschiedene Medien in einzigartiger Weise zu kombinieren. Malerei, Fotografie und Performance existierten im Kontext sich überschneidender künstlerischer Aussagen, die deren jeweilige Grenzen in Frage stellten.
Das darauffolgende Jahrzehnt war vor allem geprägt durch die künstlerische Allgegenwärtigkeit des Körpers und einen höheren Stellenwert schauspielerisch-performativer Aspekte in ihrer Arbeit. Die Kunst der Inszenierung und ihre performativen Ambitionen traten in den folgenden Jahren stärker in den Vordergrund und erreichten rund um das Jahr 2000 mit der Serie Seduce ihren Höhepunkt. In dieser Serie spielen Gliedmaßen, genauer gesagt, Hände und Füße in Kontakt mit dem Boden, mit Erwartungen und der Aufmerksamkeit – und verführen natürlich. Diese Neuorientierung der visuellen Sprache und der Methoden führte dazu, dass sie von zahlreichen Kritikern der Body-Art zugeordnet wurde. Obwohl sie sich selbst zum Gegenstand ihrer Kunst machte, beharrte sie darauf, keine Selbstporträts herzustellen. Der dargestellte Körper war nicht ihrer, sondern ein universeller Körper. Wie oftmals von ihr vorgebracht, war ihre Kunst ihr Körper und ihr Körper ihre Kunst. Sie fand einfach einen neuen Weg, um mit der grundlegenden Frage ihres Œuvres zu experimentieren: Wie werden ein Körper und seine Bewegung zu einem Kunstwerk? Unter diesem Blickwinkel treten die Schlüssigkeit und Beständigkeit ihrer Arbeit deutlich zutage.
Rund um das Jahr 2007 verlieh sie in Zusammenarbeit mit ihrem Ehemann Artur Rosa ihren fotografischen Arbeiten bildhauerische Aspekte, indem sie monumentale Maßstäbe einsetzte, die sich Distanz und Wahrnehmung in und außer Sichtweite zunutze machten.
Nach solche einer langen Karriere ist es nicht verwunderlich, dass Almeida nunmehr zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Performancekunst, der Konzeptkunst und der Body-Art in Portugal zählt und ihr Land und dessen Erbe bei den großen Kunstausstellungen wie der Biennale von Venedig weltweit vertritt.