Kenneth Armitage wurde 1916 in Leeds geboren. Dank eines Stipendiums studierte er am Leeds College of Art und später an der Slade School of Fine Art in London Kunst. Nach seinem Abschluss trat er 1939 in die britische Armee (Royal Artillery) ein. Nachdem der Bildhauer seinen Militärdienst abgeleistet hatte, wurde er zum Leiter des Fachbereichs Bildhauerei an der Bath Academy of Art (1946–1956) gewählt. In dieser Position hatte er die Möglichkeit, seinen Blick und seine manuellen Fähigkeiten im Zusammenhang mit den modernsten Trends und Methoden weiterzuentwickeln, und präsentierte im Rahmen seiner ersten Einzelausstellung in London 1952 das Medium aus seiner Perspektive.
Nach dieser ersten Ausstellung wurde er bald ausgewählt, sein Land im selben Jahr zusammen mit Reg Butler, Lynn Chadwick, William Turnbull und Eduardo Paolozzi auf der 26. Biennale von Venedig zu vertreten. Gemeinsam boten sie eine bildhauerische Alternative zu dem von Henry Moore gesetzten Trend: ein neues antimonumentales, expressionistisches Konzept. Diese Gruppe bildete den Ausgangspunkt für die Renaissance der britischen Bildhauerei in der Nachkriegszeit, unter anderem weil sie wieder den Bronzeguss pflegte, nachdem das Material im Zweiten Weltkrieg selten geworden war. Armitage war zum Beispiel maßgeblich an der Einrichtung einer Gießerei in Corsham beteiligt, die Studierende und Mitarbeiter in eigener Regie nutzen konnten.
1953 ging Armitage in die Geschichte ein, indem er durch die Gregory Fellowship der Universität seiner Heimatstadt Leeds zum ersten akademischen Künstler Großbritanniens mit Residenzstipendium wurde. Seine Residenz dauerte bis 1956 an. Die nächste Auszeichnung folgte 1958, als er auf der Biennale von Venedig den Preis in der Kategorie für internationale Bildhauerei von Künstlern unter 45 Jahren erhielt. Zu dieser Zeit wies sein Werk bereits einen bleibenden Charakter auf. Es ist zwar fest einem figurativen Anthropomorphismus verhaftet, der Künstler nimmt sich aber auch die Freiheit, vom gewählten Motiv abzurücken und, stets mit einer Portion Humor, Tiere, Natur oder Abstraktes darzustellen. In den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts war sein Werk, inspiriert durch die artenreiche Vegetation des Richmond Parks in London, stärker durch naturalistische Tropen geprägt, ohne aber den Körper abzulehnen: „Natürlich fließen in meine Bildhauerei auch Ideen und Erfahrungen ein, die nicht unmittelbar aus der Beobachtung des Menschenbilds entstehen. Dennoch ist sie jederzeit in einem gewissen Grad in eine menschliche Form gehüllt.“
Aufgrund seines Einflusses und seiner Konstanz hat er einen festen Platz in der britischen Kunstgeschichte inne. 1964 wurde er in dem Dokumentarfilm „5 British Sculptors (Work and Talk)“ des amerikanischen Filmemachers Warren Forma vorgestellt, 1969 zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) ernannt und 1994 in die Royal Academy gewählt, um nur einige bemerkenswerte Anerkennungen zu nennen.
Nach seinem Tod 2002 wurde vom 10. September bis zum 27. November 2016 in der Victoria Art Gallery in Bath die monumentale Retrospektive von Armitages Werk Kenneth Armitage 1916–2002: Centenary Sculpture Exhibition ausgerichtet.