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Boris BUĆAN


(1947 - 2023)

Boris Bućan wurde 1947 in Zagreb geboren. Er studierte an der Schule für angewandte Kunst in Zagreb, der Akademie der bildenden Künste in Ljubljana und der Akademie für plastische Künste in Zagreb, wo er 1972 seinen Abschluss erhielt. Als Mitglied der Generation der „New Art Practice“ strebte Bućan danach, die visuelle Kunst über den Einsatz von modernsten Technologien auf eine höhere Stufe zu bringen. Deshalb griff er im Laufe seiner Karriere auf Fotografie, Polaroid-Bilder, Fotokopien, Filme, Videos und grafisches Design zurück. Sein technisches Œuvre war geprägt von der kulturellen und politischen Abkehr von Galerienetzwerken und von der Verweigerung der institutionellen Unterwerfung; stattdessen nutzte Bućan den öffentlichen Raum für seine Kunstaktionen.

Vor diesem Hintergrund entwickelte Bućan seine eigene künstlerische Ausdrucksweise, die sich irgendwo zwischen der Ironie der Pop Art und der Institutionskritik der Konzeptkunst bewegte. Insbesondere die Werbung inspirierte ihn dazu, den öffentlichen Raum visuell einzunehmen und die Galerie und das Institutionalisierte hinter sich zu lassen. Seinen Ruf festigte er vor allem mit öffentlichen Aktionen, z. B. als er die Fahrbahn einer Straße in der Innenstadt von Zagreb in kräftigem Blau anstrich – eine Aktion, in der das „Präsente“ einer Darbietung auf das Verspielte der Pop Art traf und die zugleich auch einen Akt der Rebellion darstellte. Für seine grafischen Kunstwerke bediente sich Bućan bei den Logos und Symbolen der kapitalistischen Konsumgesellschaft (CocaCola, IBM, Swissair, BMW, etc.) und ersetzte einfach den jeweiligen Markennamen durch das Wort „Kunst“. Mit dieser einfachen, aber wirkungsvollen Änderung stellte er zum einen den Zweck beider Bilder (des Originals und des Kunstwerks) in Frage und kommentierte zum anderen auch das Galeriesystem, in dem Kunstwerke mehr und mehr zu Handelswaren wurden. Auf diese Weise begleitete und kommentierte – oder verhöhnte – Bućan die kapitalistische Wende nach dem wirtschaftlichen Aufschwung in Jugoslawien, die damit einherging, dass der Raum für Kunst und Kultur in diesem Wirtschaftsmodell schwand und dass es zu einer Pervertierung der Rollen von Kunst und Kultur kam.

Bućan war während seiner gesamten Laufbahn auch ein vielbeschäftigter Grafikdesigner und entwarf Plakate und anderes Kommunikationsmaterial für Theater (u. a. für die Aufführung von Igor Strawinskys Feuervogel am kroatischen Nationaltheater in Split), für kroatische Radio- und Fernsehprogramme und – ironischerweise – für Kunstgalerien. Indem er sich selbst am kulturellen Massenkonsum beteiligte, war Bućan noch besser in der Lage, ihn zu kritisieren. Sein Talent für die Zusammensetzung von Bildern hat ihm viel Interesse und Anerkennung eingebracht. Sein Plakat für den Feuervogel wurde beispielsweise als Titelbild für den Katalog zur Ausstellung The Power of Poster im Victoria & Albert Museum in London im Jahr 1998 ausgewählt. Auch Bućans Beitrag zur Biennale von Venedig im Jahr 1984, wo er Jugoslawien repräsentierte, bestand aus Plakaten.

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