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Georg BASELITZ


(1938)

Georg Baselitz wurde 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz geboren, einer Region, die nach dem Zweiten Weltkrieg zur Deutschen Demokratischen Republik gehörte. Als Kind wohnte Baselitz mit seiner Familie in der Schule, in der sein Vater unterrichtete. Die eigene akademische Ausbildung des Künstlers war ein langsames Herantasten. Im Jahr 1955 versuchte er erfolglos, sich an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden einzuschreiben. Im folgenden Jahr bestand er die Aufnahmeprüfung an der Forstschule Tharandt, entschied sich aber stattdessen für ein Studium an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin-Weißensee (Ost-Berlin) bei Behrens-Hangeler und Womacka. Wegen „gesellschaftspolitischer Unreife“ wurde er jedoch nach wenigen Monaten von der Hochschule verwiesen. 1957 schrieb sich Baselitz an der West-Berliner Hochschule der bildenden Künste ein. Hier begegnete er wegweisenden Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst wie Wassily Kandinsky und Kasimir Malewitsch und knüpfte wichtige Beziehungen zu anderen Künstlern wie dem jungen Maler Eugen Schönebeck und dem späteren Fotografen Benjamin Katz. Angeregt und inspiriert von der westlichen Hälfte der deutschen Hauptstadt, ließ sich Baselitz 1958 dort nieder. Wenige Jahre später lernte er seine spätere Frau Elke Kretzschmar kennen und stieß im Rahmen der MoMA-Wanderausstellung „From New York to Berlin“ auf Werke von Jackson Pollock, Willem de Kooning und Philip Guston. Als Hommage an seine Heimatstadt nahm er 1961 den Namen (und die Persona) Baselitz an.

Baselitz erste Einzelausstellung fand 1963 in der Galerie Werner und Katz statt und setzte eine Wegmarke, die zum Synonym für Baselitz Karriere und Kommunikation werden sollte: den Skandal. Tatsächlich sorgten zwei der ausgestellten Kunstwerke für einen Skandal: Während auf dem ersten ein männlicher Akt abgebildet war, zeigte das andere einen masturbierenden Knaben. Beide wurden umgehend von den örtlichen Behörden beschlagnahmt. Anschließend widmete sich der Künstler verstärkt der Druckgrafik. Ein Aufenthalt in der Villa Romana in Florenz sollte bei diesem vorübergehenden Schwerpunkt eine wichtige Rolle spielen.

Das Jahr 1969 markierte einen wichtigen Wendepunkt im künstlerischen Schaffen von Baselitz. Mit Der Wald auf dem Kopf begann er nämlich, seine Bilder auf den Kopf zu stellen. Inspiriert wurde der Künstler dadurch, dass er Louis-Ferdinand von Rayskis Wermsdorfer Wald auf dem Kopf stehend gesehen hatte. Baselitz Überlegungen zu dieser Technik waren methodisch und scharfsinnig: Sie erlaubte es dem Künstler, die Grenzen von Figuration und Abstraktion auszutesten und somit die Technik und den formalen Aspekt über den Inhalt zu stellen. Diese inhaltslosen, auf dem Kopf stehenden Bilder waren 1970 Gegenstand einer Ausstellung in Köln.

Die Bildsprache, die mit dem produktiven Schaffen des Künstlers einherging, und seine mediale Sichtbarkeit bescherten ihm zahlreiche Ausstellungsmöglichkeiten, darunter mehrere Retrospektiven: 1974 eine Retrospektive seiner Radierungen, 1976 in der Kunsthalle in Bern und in Köln und in der Staatsgalerie Moderne Kunst in München, 1984 im Kunstmuseum Basel, 1996 im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, 2006 im Louisiana Museum in Humlebæk, Dänemark, 2007 in der Royal Academy of Arts in London und 2013/2014 im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris.

In dieser Zeit entwickelte Baselitz neben seinem künstlerischen Können auch den Ruf, gerne zu provozieren, und lernte, sich den Skandal zunutze zu machen. So stellte er 1980 auf der Biennale von Venedig die Arbeit Modell für eine Skulptur aus. Die Skulptur stellt eine sitzende Figur dar, die offenbar einen Hitlergruß ausführt, was der Künstler jedoch kurz darauf von sich wies. Es folgten zahlreiche Debatten, die die Kritiker bis heute entzweien. Im Jahr 2013 wurde Baselitz außerdem für seine Behauptung kritisiert, Frauen seien schlechte Künstler, da ihnen die für die Erschaffung von Kunst notwendige (männliche) Brutalität fehle. Auch hier wies der Künstler alle Vorwürfe der Frauenfeindlichkeit zurück, während er sich gleichzeitig gekonnt vorübergehend in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellte.

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