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Gianfranco PARDI


(1933 - 2012)

Gianfranco Pardi wurde 1933 in Mailand geboren. Wie viele seiner Zeitgenossen in den 1960er-Jahren lehnte es Pardi ab, sich auf ein klar definiertes Medium zu beschränken. Er wollte vielmehr das, woran und womit er arbeitete, mischen, verschmelzen und letztendlich neu definieren. Für die Organisation des Raumes wählte er einen konstruktivistischen Ansatz und kombinierte Zeichnen, Malen und Bildhauerei in großer formaler Stringenz mit integrierten räumlichen Kompositionen architektonischen Ausmaßes.
Die 1960er-Jahre waren von Erfolgen gekennzeichnet. 1959 gab es die erste Einzelausstellung in der Galleria Alberti in Brescia, auf die im Jahr darauf eine weitere in der Galleria Colonna in Mailand folgte. 1965 nahm er an der Gruppenausstellung La figuration narrative dans l’art contemporain in Paris teil. 1967 begann seine Zusammenarbeit mit dem Studio Marconi in Mailand, wobei er Kunstwerke schuf, die eine Neuinterpretation historischer Avantgarden wie Abstraktionismus, Suprematismus, Konstruktivismus und Neoplastizismus darstellten. Seine architektonischen Werke aus den 1970er-Jahren waren von der Absicht geprägt, mittels reduzierter Bau- und Abbruchverfahren Raum nur zum Zwecke seiner anschließenden Zerstörung zu erschaffen. Farbe nutzte er, um den Raum in seiner Gesamtheit zu umreißen. Seine Arbeiten aus dieser Zeit geben seine Empfänglichkeit für die konzeptuelle Natur der vollkommen linear auf die Oberfläche aufgebrachten Primärfarben preis.
In den späten 80er- und frühen 90er-Jahren schuf er die Arbeiten zu seiner Serie Cinema, Monk e Maschere, in deren Zentrum der Einsatz eiserner Stützen stand. Später drehten sich seine künstlerischen Erkundungen um das von den Werken Cézannes inspirierte Thema Montagna-Sainte Victoire, um die von abendlichen Ansichten und den Lichtern Tangers inspirierten Nagjma-Zyklen und um die Box – Werke, die er aus Kartonschachteln schuf.
1974 wurde er zur Teilnahme an der 27. Biennale im Palazzo della Permanente in Mailand eingeladen. Er nahm ein weiteres Mal 1993 daran teil. 1981 war er an zwei großen Gruppenausstellungen beteiligt: Lines of artistic research in Italy 1960/1980 im Palazzo delle Esposizioni in Rom und Il luogo della forma im Museo di Castelvecchio in Verona. 1984 organisierte die Universität Parma eine große monografische Ausstellung und 1986 hatte Pardi Einzelausstellungen auf der Biennale von Venedig, auf der Mailänder Triennale und auf der Quadriennale in Rom. 1998 fand im Palazzo Reale in Mailand eine Einzelausstellung statt. Im Jahr darauf wurden mehrere wichtige Ausstellungen in Deutschland organisiert: im Frankfurter Kunstverein, im Kunstmuseum Bochum und im Kulturhistorischen Museum Stralsund. Im Jahr 2000 fand in der Galerie Giò Marconi in Mailand seine Einzelausstellung Homeless statt. Seine Ausstellung Sheets war 2002 in der Galleria Fumagalli in Bergamo zu sehen, während er 2003, abermals in der Galerie Giò Marconi Gallery, seine Serie Danza e Restauro ausstellte. Einige Ausstellungen der jüngeren Zeit fanden in der Marconi-Stiftung in Mailand (2014), in der Galerie Balice Hertling in Paris (2015), in der Galerie Cortesi in Lugano (2016) und in London (2017) statt.
Er schuf zahlreiche Skulpturen für öffentliche und private Räume, etwa für das Hotel Bellevue in Malcesine in der Provinz Verona (1988), das Generalkommando der Finanzpolizei in der Via XX Settembre in Rom (1995), das Kreuzfahrtschiff Costa Victoria in Genua (1996), für die Casa Zanaria in der Rue de Bièvre in Paris (1998), Soundtrack für die Unternehmenszentrale von Snam S.p.A. in San Donato Milanese in der Metropolitanstadt Mailand (1999), Box für Cascina Mangiagruppa in Zeme in der Provinz Pavia (2001), Sheet für ACF Bergamo in Brembate Sopra in der Provinz Bergamo (2002), Danza für die Piazza Amendola in Mailand (2006) und Sprigionamenti für den Thermalpark Negombo in der Bucht von San Montano auf Ischia (2015). 2008 wurde er Mitglied der Nationalakademie von San Luca.
Pardi verstarb 2012. Im Jahr darauf wurde im Gedenken an ihn ein Kulturverein und ein Archiv eingerichtet.

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