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Henryk STAŻEWSKI


(1894 - 1988)

Henryk Stażewski wurde 1894 in Warschau geboren. Er studierte an der Akademie der Schönen Künste in Warschau (1913–1919) unter Professor Stanisław Lentz Kunst. In diesem Zeitraum machte er sich mit Avantgardemethoden in ihren verschiedenen Formen vertraut, auch wenn sein Werk infolge seiner Neigung zur geometrischen Abstraktion eher in der Tradition des Konstruktivismus steht. Allgemein verkörpert Stażewski den fortschrittlichen experimentellen Geist der Avantgarde viel mehr als einen einzelnen Stil.

In diesem Zusammenhang war der Künstler als Gründer bzw. Mitglied an zahlreichen Gruppen und Kollektiven beteiligt, die alle die Grenzen der Kunst erweitern wollten. Er schloss sich der 1917 gegründeten ersten polnischen Avantgardegruppe, den Polnischen Expressionisten, an, die sich 1919 in Formisten umbenannt hatten. Er war Gründungsmitglied der Kubismus-, Konstruktivismus- und Suprematismusgruppe Blok und ihrer Nachfolgegruppen Praesens (1926–1929) und a.r. (1929–1936). Zudem war er Redakteur der Zeitschriften Blok und Praesens, die zahlreiche internationale Kontakte mit anderen Avantgardegruppen unterhielten, darunter der niederländischen Gruppe De Stijl. Während mehrerer Aufenthalte in Paris ab 1924 stand er in Beziehung zu Piet Mondrian und Michel Seuphor, und er gehörte den in Paris ansässigen internationalen Gruppierungen Cercle et Carre (ab 1929) und Abstraction-Création (ab 1931) an. Nach dem Krieg trat der Künstler dem Klub Młodych Artystów i Naukowców (Klub Junger Künstler und Wissenschaftler) bei und stellte in der Avantgardegalerie Krzywe Koło in Warschau aus. 1965 regte er zusammen mit Wiesław Borowski, Anka Ptaszkowska und Mariusz Tchorek die Gründung der Galeria Foksal an.

In künstlerischer Hinsicht baute Stażewski auf seiner konstruktivistischen Geometrie auf und variierte seine formellen Methoden. Der Künstler strukturierte den Raum seiner Kompositionen mit Quadraten in unterschiedlichen Farben mit runden Ecken. Diese figurative Strömung kristallisierte sich in den frühen 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts im Werk des Künstlers heraus und entwickelte sich bis in die 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts weiter: Vor allem in seinen Landschaftsbildern, Porträts und Stillleben trat sie zutage. In der zweiten Hälfte der 50er-Jahre des 20. Jahrhunderts führte der Künstler ein neues Element in seine Bildsprache ein: das Medium des Reliefs. An dessen Stelle trat dann die Malerei, auf die sich der Künstler fast zwanzig Jahre lang ausschließlich konzentrierte. In den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte Stażewski eine Faszination für die Farbe Weiß, ein Ausdruck seiner Reflexionen zur Neutralität der Form „als solcher“ und zu deren Abhängigkeit vom Kontext der Komposition. Parallel zu seiner „weißen Periode“ versuchte Stażewski, 1964–1967 mit einer Reihe von Kupferreliefs in den Raum vorzudringen. Er legte Raster mit Quadraten an und verzerrte deren Regelmäßigkeit oder griff sie mit einem aggressiven „Strahl“ an. In den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts nutzte Stażewski mit dynamischer Wirkung das Wechselspiel von Farbe und geometrischer Form.

Stażewski debütierte 1920 und stellte seine Arbeiten zusammen mit den Formisten bei der Warschauer Gesellschaft zur Förderung der Schönen Künste aus. 1921 präsentierte er seine Gemälde neben Mieczysław Szczuka beim avantgardistischen Polnischen Kunstverein. 1922 nahm er an der Formistenausstellung F9 im Salon Czesław Garliński in Warschau teil. 1923 beteiligte er sich schließlich an der Ausstellung für Neue Kunst in Wilna sowie an der Internationalen Ausstellung für Neue Kunst in Łódź, mit denen die konstruktivistische Bewegung in Polen ihren Anfang nahm. Für weitere Ausstellungen reiste er nach Paris (Musée d’Art Moderne, 1977, 1982, Centre Pompidou, 1983), Stockholm, Amsterdam, Brüssel und Genf (1959), Venedig (1959, 1966, 1986), New York (Museum of Modern Art, 1976), Oslo (1961), Essen (1962, 1973), Stuttgart (1962), Chicago (1964, 1966, 1967, 1972), Bochum (1964), Tel Aviv (1965), Tokio (1966), London (Royal Academy, 1970, 1984), Straßburg (1970), Düsseldorf (1974, 1981, 1982), Mailand (1974, 1986), Zürich (1974, 1975), Hamburg (1975), Madrid, Berlin und Köln (1977), Rom (1979) und Los Angeles (1981). 1994 fand im Kunstmuseum Łódź eine Retrospektive zur Kunst Stażewskis statt. Auf der XXXIII. Biennale in Venedig 1966 wurde der Künstler lobend erwähnt, 1972 erhielt er den von der Universität Wien verliehenen Herder-Preis.

Stażewski verstarb 1988.

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