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Imi KNOEBEL


(1940)

Imi Knoebel wurde 1940 als Klaus Wolf Knoebel in Dessau geboren. Er nahm 1962 sein Kunststudium an der Werkkunstschule Darmstadt bei Johannes Itten und László Moholy-Nagy auf. Dort traf er auf seinen Kommilitonen Rainer Giese, mit dem er sich ausführlich über ihre gemeinsame Wertschätzung für Malewitsch austauschte. Ihre Verehrung für den modernen Meister war so groß, dass Knoebel und Giese der Spitzname „Imi & Imi“ verliehen wurde, die Verkleinerungsform von „Ich mit ihm“. Der Name „IMI“ war zufällig auch der Name einer ostdeutschen Waschmittelmarke, was der radikalen Selbstdarstellung der Künstler einen ironischen Beiklang verlieh. Den beiden Studenten gelang es, Joseph Beuys davon zu überzeugen, sie als Studenten an der Düsseldorfer Kunstakademie aufzunehmen (1964–1971). Außerdem wurden ihnen die Schlüssel zu Raum 19 anvertraut, einem Atelier, das an Beuys legendäres Klassenzimmer in Raum 20 angrenzte. In Raum 19 schuf Knoebel das grundlegende gleichnamige Werk Raum 19 (1968), mit dem er Masonit als bevorzugtes industrielles Material für seine Techniken einführte, das er auch im weiteren Verlauf seiner Karriere verwenden sollte.

Knoebel, Giese und Palermo (mit dem sie sich ein Atelier teilten) wandten sich von den Pop-Einflüssen ab, denen die meisten Beuys-Schüler zu dieser Zeit anhingen, und entwickelten ihre eigene Ausprägung des deutschen Minimalismus als Ableger des Suprematismus von Malewitsch. Frühe Werke (Sandwich I & II) entstanden aus übereinanderliegenden bemalten Platten, die in ihrer strukturierten Farbigkeit an Piet Mondrian erinnerten (z. B. INNINN oder Pinakothek der Moderne).
Knoebel ging mit seinen Experimenten sogar noch weiter und war einer der ersten Künstler seiner Generation, der fotografische Instrumente als Mittel zur Erweiterung des kompositorischen Repertoires der Malerei einsetzte. Für seine Innenprojektionen (1968–1970) beispielsweise verwendete er leere, transparente Projektionsflächen als Trägermaterial, um leere Quadrate visuell auf Ausstellungswände zu projizieren. Die zunächst leeren Flächen wurden dann mit vertikalen und horizontalen Tuschelinien gefüllt, die eine unendliche Vielfalt an immateriellen Rastern auf physischen architektonischen Innenräumen schufen. Mit dieser Serie und den begleitenden Foto- und Videodokumentationen (wie z. B. Projektion 1 aus dem Jahr 1968 oder Projektion X aus den Jahren 1970/1971) beteiligte sich Knoebel an der Entmaterialisierung des Mediums der Malerei.

Während er in den späten 1960er-und frühen 1970er-Jahren in erster Linie schwarz-weiße Raster verwendete, stand danach die Farbe im Mittelpunkt. Die übereinanderliegenden farbigen Formen waren die Interpretation des Genres „Porträt“ durch den Künstler. Nach dem Tod von Knoebels Freund Palermo begann der Künstler, expliziter und konsequenter mit Farbe zu experimentieren, wobei 24 Farben (für Blinky) (1977) den Beginn dieses Prozesses markierte. In den 1980er-Jahren verwendete er vornehmlich gefundene Objekte in seinen Werken, vor allem als Oberflächen und Träger, auf die er die Farben auftrug. Diese neue Körperlichkeit durchbrach die räumliche Trennung, wobei die gemalten Bilder in der dritten Dimension existierten, einer physischen Realität, die durch technische Spuren und Markierungen wie Tropfen und Rückstände, die über den „Rand“ des Bildes kippten, verstärkt wurde. Damit wurde die neue Definition der Malerei, die Frank Stella in den 1960er-Jahren eingeleitet hatte, fortgesetzt. In den 1990er-Jahren wurde Aluminium – ausgeschnitten und in einzelnen Farben (meist Primärfarben) bemalt – zum bevorzugten Material für die Oberfläche. Das Festhalten des Künstlers an den Prinzipien der drei Primärfarben zeigt den nachhaltigen Einfluss Mondrians.

Dieses Prinzip kam auch bei einer seiner wichtigsten Auftragsarbeiten zum Tragen. Im Jahr 2008 wurde er gebeten, sechs neue Glasfenster für die Kathedrale Notre-Dame in Reims zu schaffen. Die Fenster, abstrakte Kompositionen aus Hunderten von Glasstücken in leuchtenden Rot-, Blau- und Gelbtönen, wurden 2011 anlässlich des 800-jährigen Bestehens des Bauwerks eingebaut. Im Jahr 2015 vervollständigte er den ursprünglichen Auftrag mit drei weiteren Fenstern.
Knoebel hat häufig ausgestellt, unter anderem mit Einzelausstellungen an folgenden Orten: Museum Haus Konstruktiv, Zürich, Schweiz (2018), Museum Haus Lange und Haus Esters, Krefeld, Deutschland (2015), Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K21, Düsseldorf, Deutschland (2015), Kunstmuseum Wolfsburg, Deutschland (2014), Museum der bildenden Künste, Leipzig, Deutschland (2011), Gemeentemuseum, Den Haag, Niederlande (2010), Neue Nationalgalerie, Berlin (2009), Deutsches Guggenheim, Berlin (2009), Dia:Beacon, New York (2008), Hamburger Kunsthalle, Deutschland (2004), Kestner Gesellschaft, Hannover, Deutschland (2002), Institut Valencià d’Art Modern, Valencia, Spanien (1997), Kunstmuseum Luzern, Schweiz (1997), Haus der Kunst, München, Deutschland (1996), und Stedelijk Museum, Amsterdam, Niederlande (1996).
Knoebel lebt und arbeitet in Düsseldorf.

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