Jannis Psychopedis wurde 1945 in Athen geboren. Er studierte von 1963 bis 1968 Grafik an der Hochschule der Bildenden Künste Athen, bevor er zwischen 1971 und 1975 mithilfe des Deutschen Akademischen Austauschdienstes einen Postgraduiertenabschluss in Malerei an der Akademie der Schönen Künste in München erlangte. Nach seinem Abschluss lebte er bis 1986 weiterhin in Deutschland als Gast des Kulturprogramms von West-Berlin. Von 1994 bis 2012 unterrichtete er an der Hochschule der Bildenden Künste Athen.
Psychopedis ist ein Gründungsmitglied der Gruppe „Junge Griechische Realisten“, die von 1971 bis 1973 aktiv war. Das Kollektiv warb für einen Kritischen Realismus, eine Bewegung, die im Griechenland der 1970er-Jahre im Gegensatz zum allumfassenden Dogma des „Griechentums“ (hellenekotita) in der Kunst entwickelt wurde. Mehrere europäische soziale Unruhen, wie zum Beispiel die Studentenproteste im Mai 1968 in Frankreich, der Prager Frühling in der Tschechoslowakei und, natürlich, die griechische Militärjunta von 1967–1974 waren Katalysatoren für die Gründung der Bewegung.
Die Serie The Undelivered Letter des Künstlers, die er 1977 begann, veranschaulicht Psychopedis‘ Perspektive auf das Genre. In einer Art visuellem Tagebuch, beziehen sich die Werke – in Übereinstimmung mit seiner Zeit in Berlin – auf verschiedene Quellen, von der Umgebung in Berlin bis hin zu Karl Marx‘ Das Kapital. In den 1980er-Jahren konzentrierte sich Psychopedis vorübergehend auf den weiblichen Akt, den er stilistisch durch verschwommene, farbenfrohe Zeichnungen einfing. Allgemeiner äußert sich der Künstler kritisch über sein direktes und indirektes Umfeld.
In Griechenland wurden mehrere retrospektive Ausstellungen seiner Arbeiten organisiert (1987–88, 1995, 1998, 2001, 2005, 2009). 2004 schuf er eine große Installation für den U-Bahnhof Eirini der Metro in Athen. Die Akademie der Künste in West-Berlin organisierte 1981 eine große Einzelausstellung von Psychopedis.
Psychopedis lebt und arbeitet in Athen.
