Jonas Gasiūnas wurde 1954 in Tjumen (Russland) geboren. Als Student besuchte er die Fakultät für Kunst des Pädagogischen Instituts Šiauliai (1972–1973), die Technische Schule für angewandte Kunst Stepas Žukas in Kaunas (1975–1978) und den Fachbereich für Malerei des Instituts für Kunst der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik (1978–1984). Später wurde er Lehrer. 1992 wurde er Dozent am Staatlichen Institut für Kunst Litauens (heute: Kunstakademie Vilnius). Seit 2009 ist er assoziierter Lehrer und leitete von 2010 bis 2018 die Abteilung für Kunst.
Als Vertreter der mittleren Malergeneration Litauens prägte er seine Zeit durch die Gründung der Gruppe Angis, der u. a. Eimutis Markūnas angehörte. Wie andere Kollektive der damaligen Zeit funktionierte die Gruppe als eine Art Künstlerunion: Sie eröffnete Künstlern neue Wege und schützte ihre Kontrolle über ihr Werk.
In Gasiūnas’ eigenem Werk wird Gedächtnis in all seinen Formen betrachtet: pseudopatriotische historische Symbolik, volkstümliche religiöse Ikonografie – grotesk und ironisch dargestellt –, gesellschaftliche und politische Themen, Darstellungen der Jugend (und der Dynamik des Gedächtnislosen). Unter dem weithin Bekannten und Intimen erforscht der Künstler die Spannung, die das Erinnerte vom Vergessenen trennt. Selbst seine technische Herangehensweise verkörpert diese doppelte Temporalität. So nutzt der Künstler in zahlreichen Kunstwerken Kerzenrauch, um die Oberfläche zu prägen. Eine vergängliche Lichtquelle wird sich unvermeidlich in der Dunkelheit auflösen (Oblivion der Vergesslichkeit), ihre verbrannte Spur hinterlässt eine bleibende Prägung auf dem Kunstwerk, die der Natur der Flammen entgegenwirkt. Dieser Rauch ist Teil zalhreicher kinematographischer Kompositionen der Malereien, wobei die überlagerten Pigmentschichten von diesem ungreifbaren Schleier abgeschlossen werden, der symbolisch für die illusorische Qualität der Erinnerung steht. Das Gedächtnis wird herausgefordert, zurückgehalten, wieder aufgerufen, verändert, zurückgewonnen und immer gefeiert.
2009 wurde Gasiūnas der Swedbank Art Award für zeitgenössische Künstler des Baltikums verliehen, 2010 erhielt er den litauischen Nationalpreis für Kunst und Kultur.
Zu seinen Einzelausstellungen im 21. Jahrhundert gehören: „Little Retrospective of Obsession“, Māksla XO gallery, Riga (Lettland), 2017; Einzelausstellung bei der Messe für zeitgenössische Kunst „VOLTA New York“, New York (USA), 2017; „This Have Been Once Before. Obsessions retrospective“, Zentrum für zeitgenössische Kunst, Toruń (Polen), 2015; „Tapyba“, Wilno w Gdansku Festival, Zentrum für zeitgenössische Kunst Łaźnia, Danzig (Polen), 2012; „Northwesterly Wind“, Cēsis Art Festival, Lettland, 2011; „Edward’s trajectory“, Litauisches Museum für Theater, Musik und Film, Vilnius (Litauen), 2007; Galerija Vartai, Vilnius (Litauen), 2005; „Drawing with Smoke“, Zentrum für zeitgenössische Kunst (CAC), Vilnius (Litauen), 2004; „Pipe“, CAC, Vilnius (Litauen), 2000; Frederiksbastion, Kopenhagen (Dänemark), 2000.