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Ludmilla TCHERINA


(1924 - 2004)

Ludmila Tcherina, mit bürgerlichem Namen Monique Tchemerzine, wurde 1924 in Paris geboren. Die Tochter des im Exil lebenden tscherkessischen Prinzen Avenir Tchemerzine – die sich selbst „Monika”“ nannte – begann im Alter von drei Jahren Unterricht in russischem Tanz bei Olga Preobrajenska und Pantomimeunterricht bei Tverskoi zu nehmen, während Madame d’Alessandri sie in italienischem Tanz unterrichtete. Ihre formale Ausbildung erhielt sie an der Tanzschule der Pariser Oper.
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann sie sich für die bildende Kunst zu interessieren und wirkte als freischaffende Künstlerin in zahlreichen Produktionen mit: Roland Petits Ballets de Paris (1947), der Metropolitan Opera in New York (1950) und der Operette La Chevalier Bayard (1948).
1960 stellte sie ihre Werke zum ersten Mal aus. Als Tänzerin, gefeierte Schauspielerin, Romanautorin (L’Amour au Miroir, 1983 und La Femme à l’envers, 1986) und bildende Künstlerin vereinte sie all ihre Talente zu einem ganz persönlichen Gesamtkunstwerk. Ausstellungen und Performances, wie etwa in Paris im Hôtel de Sully und im Centre Georges Pompidou, in deren Mittelpunkt ihr Dynamogramme stand, machten deutlich, dass sie diesen in ihrem Selbstverständnis eine wichtige Rolle in ihrem künstlerischen Ausdruck beimaß.
In den 1970er-Jahren begann sie mit der Bildhauerei – hauptsächlich in Bronze – zu experimentieren. Die von ihr geschaffenen Figuren fangen die Eleganz von Ballerinas ein. 1991 entwarf und produzierte Tcherina Europe à cœur, eine 12 Meter hohe Monumentalskulptur, die von der Europäischen Gemeinschaft als offizielles Symbol des vereinten Europas auserkoren wurde. Das Werk wurde unter der Schirmherrschaft der Fondation de l’Europe des Sciences et des Cultures aufgestellt. Im März 1992 wurde es im Museum für Moderne Kunst in Paris enthüllt. Eine Version aus weißem Harz wurde 1992 vor dem europäischen Pavillon auf der Expo in Sevilla aufgestellt und eine Bronzeversion wurde im Frühjahr 1994 vor dem Europäischen Parlament in Straßburg installiert. Diese Skulptur wurde später auf den Vorplatz des neuen Parlamentsgebäudes, Place Louise-Weiss, versetzt, wo sie am 13. Dezember 2000 von Nicole Fontaine, der damaligen Präsidentin des Europäischen Parlaments, offiziell enthüllt wurde. 1997 brachte die Fondation de l’Europe des Sciences et des Cultures eine Gedenkmedaille mit einer Abbildung der Skulptur Europe à cœur heraus.
Tcherina interessierte sich für europäische Angelegenheiten und entwarf und realisierte im Jahr 1994 die monumentale Bronzeskulptur Europa operanda für den französischen Eurotunnel-Terminal in Calais, und zwar mit finanzieller Unterstützung von der Fondation de l’Europe des sciences et des cultures. Diese Skulptur wurde der Königin von England und dem Präsidenten der Französischen Republik anlässlich der Einweihung des Kanaltunnels in Calais-Coquelle am 6. Mai 1994 offiziell übergeben. Der Prototyp der Skulptur aus Kunststein wird seit Juni 1995 im oberen Stockwerk des Gare du Nord in Paris ausgestellt.
Tcherina erhielt im Laufe ihrer Karriere zahlreiche Auszeichnungen, darunter insbesondere folgende: Orden der Künste und der Literatur (Ordre des Arts et des Lettres), verliehen vom Kulturminister André Malraux im Jahr 1962; Orden der Ehrenlegion (Ordre national de la Légion d’honneur), verliehen vom Kulturminister Edmond Michelet im Jahr 1970; Orden der akademischen Palmen (Ordre des Palmes Académiques), verliehen vom Bildungsminister Christian Beullac im Jahr 1979; Mitglied der Ehrenlegion (Légion d’Honneur), verliehen vom Kulturminister Jean-Philippe Lecat im Jahr 1980.
Tcherina verstarb im Jahr 2004.

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