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Maggi HAMBLING


(1945)

Maggi Hambling wurde 1945 in Sudbury geboren. Ihre Familie war durch eine enge Bande geprägt, alle waren darum bemüht, ihre Erfahrungen und Leidenschaften an die anderen weiterzugeben. Mit ihrer Mutter lernte Hambling Gesellschaftstanz, mit ihrem Bruder übte sie sich in Tischlerarbeiten, und ihr Vater kultivierte ihre künstlerische Leidenschaft. Hambling studierte zunächst unter Yvonne Drewry an der Amberfield School in Nacton. 1960 verbrachte sie ein Studienjahr an der East Anglian School of Painting and Drawing unter der Anleitung von Lett Haines und Cedric Morris. Anschließend schrieb sie sich an der Ipswich School of Art (1962–1964), an der Camberwell School of Art (1964–1967) und schließlich an der renommierten Slade School of Fine Art in London (1967–1969) ein. An der Wimbledon School of Art sammelte Hambling auch Erfahrungen im Unterrichten.

Obwohl Hambling eine produktive Malerin war, ist sie am bekanntesten für ihr bildhauerisches Werk, zum Teil aufgrund der regelmäßigen Kontroversen, die sich an ihren öffentlichen Auftragswerken entzündeten. Thematisch ist die Künstlerin von Meereslandschaften, insbesondere der Nordsee, inspiriert, der sie eine eigene Gemäldeserie widmete. Den anderen Hauptzweig ihres Werks bilden Porträts von lebenden und auch bereits verstorbenen Persönlichkeiten. Die Künstlerin ist der Ansicht, dass sich durch die Porträtmalerei eine einzigartige Form der Erinnerung und damit auch der Trauer erzielen lässt. Sie bezeichnet sich selbst als Feministin und setzt sich intensiv mit den gesellschaftlichen Themen auseinander, die ihr große Sorge bereiten. So befasst sie sich in ihrem Werk vorrangig mit Frauen, ob aus der privaten oder öffentlichen Sphäre.

Während ihrer Karriere setzte Hambling immer wieder mit öffentlich ausgestellten Plastiken Akzente, über die ausführlich geschrieben wurde. A Conversation with Oscar Wilde, enthüllt 1998, war das erste Werk, mit dem sie die öffentliche Meinung in Aufruhr versetzte. Die rauchend dargestellte Figur erhebt sich aus einem Sarg aus Granit, der als öffentliche Bank bestimmt ist, auf der Bürgerinnen und Bürger die titelgebende Konversation führen können. Es setzte harsche Kritik, und es wurde behauptet, das Kunstwerk sei ein egoistischer Selbstausdruck der Künstlerin. Von der Öffentlichkeit wurde das Werk jedoch rasch angenommen. Allerdings war es auch die Plastik im öffentlichen Raum Londons, an der am häufigsten Vandalismus begangen wurde, indem etwa die Zigarette regelmäßig gestohlen oder zerbrochen wurde. Mittlerweile wurde sie endgültig entfernt.

Scallop, eine Muschel aus Edelstahl aus dem Jahr 2003, die am Strand in Hamblings Heimat Suffolk steht, ist eine Hommage an Benjamin Britten. Die Reaktionen darauf waren verhalten, und die Anwohner beklagten, dass dadurch ein unberührter Abschnitt des öffentlichen Strandes „verschandelt“ werde. Es wurde eine Petition mit dem Ziel ihrer Entfernung eingereicht, und seit ihrer Errichtung gab es wiederholte Fälle von Vandalismus.

Hamblings neuestes Projekt ist möglicherweise am heikelsten. Im November 2020 enthüllte sie in Newington Green im Norden Londons A Sculpture for Mary Wollstonecraft, eine Plastik zu Ehren der feministischen Ikone. Der Ort ist historisch mit dem Aufkommen des Feminismus im Vereinigten Königreich verbunden. Feministische Autorinnen und Persönlichkeiten nahmen die Plastik allerdings ganz und gar nicht wohlwollend auf. Die kleinformatige nackte Silberfigur Wollstonecrafts wurde aufgrund der wenig eindrucksvollen Dimension und der Idealisierung der Nacktheit kritisiert, weil man davon ausging, dass damit dem Zweck, dem eigentlich gedient werden sollte, in Wirklichkeit geschadet werde. Hambling verteidigte ihre ästhetischen Entscheidungen damit, dass die Plastik eine Reaktion auf die traditionellen männlichen Heldenstatuen von den Elgin Marbles bis hin zu Michelangelos David sei, an denen eine Unmenge von „Pimmeln“ zu sehen seien. Für Hambling ist Kleidung deterministisch und damit restriktiv, sodass es damit nicht möglich gewesen wäre, Wollstonecrafts Geist und ihren Kampf für die Frauenrechte einzufangen.

Zwar entfaltet Hambling die größte Wirkung im Vereinigten Königreich, jedoch erfreute sie sich auch einiger internationaler Erfolge, was sich am besten an einer exemplarischen Auswahl ihrer Ausstellungen zeigen lässt: Yale Center for British Art, New Haven, USA (1991), Eremitage, St. Petersburg, Russland (2013), und zuletzt zwei bedeutende Retrospektiven im CAFA Art Museum, Peking, sowie im Guangdong Museum of Art, Guangzhou, China (2019).

2010 wurde ihr ein Order of the British Empire (CBE) verliehen.

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