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Piero GUCCIONE


(1935 - 2018)

Piero Guccione wurde 1935 in eine kleinbürgerliche Familie in Scicli auf Sizilien geboren. Obwohl weder sein Vater, ein Schneider, noch seine Mutter, eine Hausfrau, künstlerische Neigungen hatten, förderten sie bereits früh sein Interesse an Kreativität und ermöglichten ihm den Besuch der Kunstschule Comiso und danach ein Studium am Kunstinstitut Catania, das er 1954 abschloss. Im selben Jahr zog Guccione nach Rom um, wo er sich an der Akademie der bildenden Künste einschrieb. Dies sollte jedoch nicht als magisches Erlebnis erweisen und er verließ sie bereits nach nur einem Monat wieder. Wenngleich er in der italienischen Hauptstadt blieb, malte er in den ersten beiden Jahren nur selten. Stattdessen verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Grafikdesigner und erwarb nebenher autodidaktisch Kenntnisse über Werbeplakate, Zeitungskarikaturen und Möbeldesign.

Die 1960er-Jahre waren für Guccione eine Zeit zahlreicher Reisen, insbesondere in die libysche Sahara, wo er mit einem Team unter der Leitung des Paläontologen Fabrizio Mori an Missionen zur Untersuchung von Felsmalereien teilnahm. Zwischen seinen Besuchen archäologischer Stätten stellte Guccione seine ersten Arbeiten aus. Seine erste Einzelausstellung hatte er 1960 in der Galleria Elmo in Rom. Im Jahr darauf organisierte er auf Ersuchen der American Federation of Art eine Ausstellung von Felsmalereien aus der libyschen Wüste an der Columbia University in New York, die auch an anderen großen Universitäten in den USA gezeigt wurde.

Zwischen 1962 und 1965 gehörte er der Gruppe Il pro e il contro an, zu der auch seine Künstlerkollegen Ugo Attardi, Ennio Calabria, Fernando Farulli, Giuseppe Guerreschi, Alberto Gianquinto und Renzo Vespignani und die bekannten Kritiker Antonio Del Guercio und Dario Micacchi zählten. Es ergaben sich weitere Chancen, etwa die Möglichkeit, Stendhals Romanklassiker Rot und Schwarz für den Verlag Parenti zu illustrieren und an der bahnbrechenden Ausstellung Peintures italiennes d’aujourd’hui teilzunehmen, die im Vorderen Orient und in Nordafrika gezeigt wurde. 1966 stellte er seine Arbeiten zum ersten Mal bei der Biennale von Venedig aus, eine Erfahrung, die er fünf weiter Male machte (1972, 1978, 1982, 1988 und 2011).

In den 1970er-Jahren kam es zu ersten Retrospektiven und monografischen Ausstellungen. Den Anfang machte eine von der Stadt Ferrara im Palazzo dei Diamanti organisierte Werkschau, bei der 80 der charakteristischsten Arbeiten seines Œuvres des vorangegangenen Jahrzehnts gezeigt wurden. 1971 wurde von Enzo Siciliano die erste Guccione-Monografie herausgegeben. Eine umfassende, von Leonardo Sciascia in Palermo organisierte Werkschau markierte einen stilistischen Wendepunkt und prägte den Begriff „Platitude“, um einen kurz davor vollzogenen Wandel in Gucciones Schaffen zu beschreiben.

Eine weitere Veränderung passierte in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre. Der Künstler begann Pastellfarben statt Ölfarben zu verwenden. Dieser neue Teil seines Werks fand rasch Zuspruch und führte zu Ausstellungen, anfangs in Italien und dann auch in Kunstmetropolen wie Paris (1983, 1988 und 1998), New York (1980, 1985, 1989) und Washington (1984). Eine zweite Monografie wurde 1989, diesmal von Siciliano gemeinsam mit Susan Sontag, herausgegeben und markierte das Ende dieser Periode. 1992 entfachte eine große Retrospektive mit dem Titel Variations im Palazzo dei Leoni in Messina erneut das Interesse an größeren, umfassenden Ausstellungen seines Werks. Diese Faszination kulminierte 2011 in Massimo Nifosis Dokumentation Piero Guccione: towards infinity, die auf dem Internationalen Filmfestival Rom, dem Madrider Festival des italienischen Films und auf der Biennale von Venedig gezeigt wurde.

Guccione verstarb 2018.

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