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Rui CHAFES


(1966)

Rui Chafes wurde 1966 in Lissabon geboren. Bald entdeckte er die Skulptur als sein Ausdrucksmedium, das er auch an der Fakultät für bildende Künste der Universität Lissabon (1984–1989) studierte. An der Kunstakademie Düsseldorf verfolgte er unter Gerhard Merz seine Ausbildung weiter. Er betrieb dort weiter Forschungen zur deutschen Kunst und Kultur, die er bereits in Portugal begonnen hatte, entdeckte aber auch Geistesgrößen wie Friedrich Hölderlin, Heinrich von Kleist und Novalis. Die Fragmente des Letzteren übersetze er sogar vom Deutschen ins Portugiesische. Die deutschen Intellektuellen der Spätromantik hatten einen großen Einfluss auf Chafes’ Werk. Die Werke von Friedrich Nietzsche, Rainer Marie Rilke, Georg Trakl und Gottfried Benn, insbesondere ihre Herangehensweise an die Natur, übten einen nachhaltigen Einfluss aus.

Chafes betreibt seine intellektuellen Untersuchungen vorwiegend auf Eisen, ein Material, das er sich bereits sehr früh „aneignete“. Er färbt es in verschiedenen Farben ein, vorwiegend jedoch in Schwarz (insbesondere ab den 1980er-Jahren). Ästhetisch gehört seine Skulptur zu den organischen Untersuchungen der modernen Pioniere wie Moore, Hepworth, Arp und Brancusi. Quallen, Spinnen, Bakterien und prähistorische Körper bevölkern sein frühes Werk. Die Krümmung ist die vorherrschende Form, womit das Gefühl der Ganzheit der Form im Gegensatz zur Leere des Volumens betont wird, dem zu Beginn des Jahrhunderts der Vorzug gegeben wurde. Mit dem oftmals monumentalen Format seiner Arbeiten ahmt Chafes das von ihm bevorzugte natürliche Umfeld nach.
Spätere Werke nehmen eine entschieden erotische Wendung, indem sie Masken, Ketten, Befestigungselemente und anderes Zubehör der sexuellen BDSM-Praxis evozieren, wobei jedoch immer die ambivalent schützende Panzerung bzw. käfigartige Qualitäten früherer Variationen gewahrt bleiben.
Chafes’ Arbeiten waren erstmals 1991 in Belgien im Zuge der Tríptico-Gruppenausstellung zu sehen, deren Auswahl Chafes’ Interesse am Germanischen entsprach. In der Folge wurden seine Arbeiten dann auf der ganzen Welt gezeigt: Museum Folkwang (Essen, Deutschland), Esbjerg Kunstmuseum (Dänemark), Nikolaj Contemporary Art Centre (Kopenhagen, Dänemark), Fondazione Volume! (Rom, Italien), Fundação Eva Klabin (Rio de Janeiro, Brasilien), Fundación Luis Seoane (A Coruña, Spanien), Hara-Museum (Tokio, Japan), Museu de Arte Moderna (Rio de Janeiro, Brasilien) und Ilmin Museum of Art (Seoul, Korea).
Chafes vertrat Portugal auch auf verschiedenen Biennalen: auf der 46. Biennale von Venedig 1995, auf der 26. Biennale von São Paulo 2004 und auf der 55. Biennale von Venedig 2013, wo er eingeladen wurde, im Pavillon der Republik Kuba auszustellen.
Zu den wichtigen Ausstellungen der letzten Zeit gehört eine Einzelausstellung in den Sassi di Matera 2011 in Italien, die Aufstellung mehrerer großformatiger Skulpturen im öffentlichen Raum in der deutschen Stadt Bamberg 2018 und eine Dialogausstellung mit dem Werk von Alberto Giacometti in der Fondation Gulbenkian in Paris gegen Ende des Jahres 2018. Für dieses letzte große Ereignis schuf Chafes sieben Skulpturen, die mit 15 ausgewählten Werken des Schweizer Meisters in Dialog traten.

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