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SALVO


(1947 - 2015)

Salvo wurde 1947 als Salvatore Mangione in Leonforte in der Provinz Enna auf Sizilien geboren. 1956 zog seine Familie nach von Catania nach Turin – in eine Stadt, die zu seiner Wahlheimat werden sollte. In den frühen 1960er-Jahren begann er zu malen und verdiente sich seinen Lebensunterhalt durch den Verkauf preisgünstiger Porträts und Landschaftsbilder sowie Kopien von Gemälden Rembrandts und Van Goghs. Im Jahr 1963 nahm er an der 121. Ausstellung der Gesellschaft zur Förderung der bildenden Künste mit einer Zeichnung im Stile Leonardos teil – ein früher Hinweis auf sein Interesse an einer Neuinterpretation der Renaissancemalerei, das er während seiner gesamten Karriere weiterverfolgte.

Bereits in jungen Jahren stand Salvo mit der Turiner Arte-Povera-Bewegung der 1960er-Jahre in Verbindung. Nach seiner Teilnahme an der studentischen Protestbewegung 1968 in Paris kehrte der Künstler voll rebellischem Eifer nach Turin zurück und begann, sich mit Mitgliedern der Arte-Povera-Bewegung wie Giuseppe Penone und Germano Celant zu treffen. Er teilte sich während dieser Zeit ein Atelier mit Alighiero Boetti, wobei es zu einem wechselseitigen Einfluss auf das Werk des jeweils anderen kam. Aus rein künstlerischer Sicht wies Salvos textbasierte Praxis eine stärkere Verbindung zur Konzeptkunst auf, insbesondere zu jener von Joseph Kosuth, Robert Barry und Sol LeWitt, die er dazu nutzte, seine eigene Identität durch unverhohlen narzisstische Gesten zu hinterfragen – auf einer seiner Marmorarbeiten steht etwa geschrieben „Io sono il migliore“ (Ich bin der Beste). Tatsächlich wurde die Suche nach dem Selbst und nach narzisstischer Selbstbefriedigung neben seiner Beziehung zur Vergangenheit und Kulturgeschichte zu einem wesentlichen Bestandteil seiner späteren Erkundungen.

1973 traf Salvo eine wesentliche Entscheidung: Er wandte sich von der Konzeptkunst ab und dem Malen zu, einem Medium, dem für den Rest seiner Karriere treu bleiben sollte. Er schuf fortan farbenfrohe metaphysische (Stadt-)Landschaften, die nicht nur an Giorgio de Chirico erinnern, sondern auch an Raphael, Cosmè Tura und andere Meister des 15. Jahrhunderts. Die Zeitlichkeit als Motiv und Narrativ hielt etwa zur selben Zeit Einzug in sein Werk und manifestierte sich in einem skurrilen Spiel mit Titeln, wobei viele seiner Werke nach Jahreszeiten, Monaten oder Tageszeiten benannt sind.

Salvo hatte einige Einzelausstellungen, etwa im Museum Folkwang in Essen (1977), im Mannheimer Kunstverein (1977), im Kunstmuseum Luzern (1983), im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam (1988), im Musée d’Art Contemporain in Nîmes (1988), in der Villa delle Rose in Bologna (1998), in der Galerie für moderne und zeitgenössische Kunst in Bergamo (2002), in der Stadtgalerie für moderne und zeitgenössische Kunst in Turin (2007) und im MASI – Museo d’Arte della Svizzera Italiana in Lugano gemeinsam mit Alighiero Boetti (2017). Er nahm auch an der documenta 5 (1972) sowie 1976 und 1988 an der Biennale von Venedig teil.

Salvo verstarb 2015. Seinen Anweisungen entsprechend wurde die Marmortafel mit der Inschrift „Salvo è vivo“ (Salvo lebt) (1973) umgedreht, um die Aufschrift auf der Rückseite „Salvo è morto“ (Salvo ist tot) preiszugeben. 2016 wurde von der Galerie Mehdi Chouakri in Berlin die Ausstellung Salvo è vivo organisiert – eine Hommage an den Künstler mit Arbeiten von Haris Epaminonda, Douglas Gordon and Morgan Tschiember, Jonathan Monk, Claudia und Julia Müller, Bernd Ribbeck und Francesco Vezzoli. Im selben Jahr wurde das Salvo-Archiv in Turin gegründet, das eine Ausstellung mit dem Künstler gewidmeten Werken von Jonathan Monk organisierte. 2017 wurde im MASI in Lugano eine von Bettina Della Casa kuratierte Doppelausstellung mit Werken von Salvo und Alighiero Boetti organisiert. Im Jahr darauf war ein Raum der Ausstellung L’Almanach 18 im Le Consortium in Dijon Salvos Werken gewidmet. In weiterer Folge gab es noch zwei monografische Ausstellungen: in der Galerie Norma Mangione 2019 in Turin und in der Gladstone Gallery 2020 in New York.

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