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Vlassis CANIARIS


(1928 - 2011)

Vlassis Caniaris wurde 1928 in Athen geboren. Die einflussreiche griechische Persönlichkeit studierte von 1946 bis 1950 bildende Künste neben der medizinischen Ausbildung, aber wegen seiner Leidenschaft und seines Talents wechselte er und widmete sich nur noch der Kunst, indem er sich an der Akademie der Bildenden Künste Athen einschrieb. Im Streit mit der Regierung seines Landes, insbesondere während der Zeit der Junta, hatte Caniaris das Glück, die Reichtümer des Kontinents zu entdecken, indem er seine Studien in Rom, Paris und Berlin vertiefte. Die griechische und internationale Politik stand aber weiter im Zentrum seiner Arbeit, wie es die tragische Figur des Einwanderers tat. Er wurde – selbst Einwanderer in verschiedenen europäischen Städten – nach dem Zweiten Weltkrieg Zeuge der Notwendigkeit importierter Arbeitskraft und der darauffolgenden Ablehnung von Gastarbeitern während der Nachwirkungen der Ölkrise von 1973.

Als Künstler war Caniaris bestrebt, politische Ungerechtigkeit anzuprangern und die Fragilität der Existenz von Einwanderern zu portraitieren. Ab den 1970er-Jahren rückten nationale Identität, soziale Ungleichheit und Bevölkerungsbewegungen in den Hauptfokus seiner Tätigkeit. Tourist (1974) zeigt eine Gestalt aus Pappmaschee, die sich vor einer mit Graffitis bedeckten Wand, mit Schlagworten und Symbolen, die an das besetzte Athen während des Naziregimes erinnern, erleichtert. Der Titel und die heraufbeschworene politische Realität ergründen das Konzept des Übergangs, der Andersartigkeit und der Vertreibung auf unterschiedliche Weise, die die Missstände industrialisierter Gesellschaften hervorheben. Caniaris setzt seine Figuren mit Zeugen gleich und verwischt die Grenzen zwischen Handeln und Untätigkeit in Momenten der Tragödie und Krise. Der Koffer, Symbol für erzwungenermaßen oder notwendigerweise prekäres Leben, wurde auf natürliche Weise zu einem sich wiederholenden Thema seines facettenreichen Werks.

Die eigenen Erfahrungen des Künstlers als „Einwanderer“ prägten und beeinflussten seine Tätigkeit, Reise für Reise. Während seines Aufenthalts in Rom von 1956 bis 1960 konzentrierte sich Caniaris auf zweidimensionale Kunst, indem er flachere Bilder anfertigte, die von den Arbeiten von Giorgio de Chirico und vom symbolischen Realismus inspiriert wurden. Während seiner kurzen Rückkehr nach Griechenland zwischen den Jahren 1967 und 1969 reinvestierte er in den öffentlichen Raum, um seinen Widerstand gegen das Militärregime geltend zu machen, was in seinem aufrüttelndem Werk Trap (1969) zu sehen ist, bevor er gezwungen war, sein Heimatland wieder zu verlassen. Während seiner Aufenthalte in Paris von 1960 bis 1967 und von 1969 bis 1973 brachte die materielle Auflösung sein Werk zurück in die Wirklichkeit, indem er alltägliche Objekte einsetzte, die häufig auf seine Kunstwerke liefen bzw. rannen. Während seines Aufenthalts in Berlin von 1973 bis 1975 interessierte er sich vermehrt für die Bildhauerei und verband diese mit wissenschaftlichen Daten und Statistiken, um die Verbindung zwischen der Globalisierung und der Realität von Geflüchteten zu ergründen. Diese Recherche prägte Caniaris‘ Immigrant-Serie von 1971 bis 1976 in erheblichem Maße.

Nennenswerte Ausstellungen sind unter anderem: das Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (1970); das Moderna Museet, Stockholm (1972); das Institute of Contemporary Arts, London (1976), Atopolis, Mons (2015); die Gwangju Biennale (2014); die Biennale di Venezia (2013, 2003, 1988, 1964); das Henry Moore Institute, Leeds (2012); die Thessaloniki Biennale (2011); die Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, Deutschland (2013) und das Benaki-Museum, Athen (2009).

Caniaris verstarb 2011 in Athen.

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