Rui Sanchez wurde 1954 in Lissabon geboren. Ab 1974 studierte er an der Fakultät für Medizin in Lissabon, brach sein Studium jedoch im dritten Jahr ab, um eine Grundausbildung am Ar.Co-Zentrum für Kunst und visuelle Kommunikation zu absolvieren. Leider musste der Künstler, der nunmehr seine Berufung gefunden hatte, seine Ausbildung dort unterbrechen, da die Kurse am Ar.Co aufgrund der Instabilität während der Revolutionszeit ausgesetzt wurden. Gegen Ende des Sommers 1975 ging er auf Einladung des Architekten Pedro Vieira de Almeida, seinem Lehrer im Jahr davor, nach Bragança (Trás-os-Montes), um im lokalen GAT (technisches Unterstützungsbüro) zu arbeiten. Im Herbst 1976 kehrte er ans Ar.Co zurück und schrieb sich in Zeichen- und Malereikursen ein, die zu dieser Zeit von Manuel Costa Cabral bzw. João Hogan geleitet wurden.
Ermutigt von Robin Fior, dem damaligen Professor für Design am Ar.Co, ging Sanchez nach London, um dort verschiedene Leute zu treffen und die Möglichkeiten eines Studiums in London zu erkunden. Im Mai 1977 wurde er in das erste Jahr eines BA-Studiums am Goldsmiths’ College aufgenommen. Während seiner dreijährigen Ausbildung in London hörte er mit dem Malen auf und erkundete in dieser Zeit des Experimentierens unterschiedliche künstlerische Medien und Ausdrucksweisen, vorwiegend in Form von Installationen. Er besuchte sehr häufig die Museen der Stadt, insbesondere die National Gallery of Art, und verkehrte mit wichtigen Persönlichkeiten der lokalen Szene: Michael Craig-Martin, Yehuda Safran, Richard Wentworth, Tony Carter und Sarat Maraj.
Sein wachsendes Interesse an amerikanischer Kunst veranlasste ihn dazu, sich für einen MFA (Master of Fine Arts) an der Yale University zu bewerben. Mit einem Stipendium der Calouste-Gulbenkian-Stiftung brach er im August 1980 in die USA auf. Aufgrund dieser anregenden Veränderung des Umfelds widmete er sich zusehends stärker der Skulptur und er begann, Holz und verwandte Materialien zu verwenden. Wie in London kam er vor Ort mit wichtigen Künstlern in Kontakt: Donald Judd, Vito Aconcci, George Trakas und Barry le Va.
1982 kehrte Sanchez nach Lissabon zurück. Im folgenden akademischen Jahr begann er, an der Ar.Co zu unterrichten. Seine Rückkehr stellte auch den Anfang seiner Anerkennung in der lokalen Szene dar. 1983 wurden seine Arbeiten erstmals in Lissabon an der Ar.Co im Rahmen einer Ausstellung von Professoren des Fachbereichs Zeichnen gezeigt. Im Mai 1984 hatte er seine erste Einzelausstellung mit dem Titel Windows, maps, mirrors an der SNBA-Galerie für moderne Kunst. Im Juni 1986 gestaltete er auf Einladung von Manuel Reis die bahnbrechende Bar „Frágil“ im Bairro Alto, die in den Achtzigerjahren ein Treffpunkt für Menschen mit Verbindung zur Kunst war.
Seither markieren zahlreiche wichtige Ausstellungen und Projekte Sanchez’ Karriere, darunter neben vielen anderen: 1. Preis im Rahmen des Prémio Jovem Escultura Unicer, Serralves-Stiftung (1988); „Some martyred saints and an un-Catholic figure“, Galeria Atlântica, Porto (1990); Gemeinschaftsausstellung Artforum (1990); Drawings, Zentrum für moderne Kunst der Calouste-Gulbenkian-Stiftung (1991); Body Building, Loja da Atalaia, Lissabon (1992); Silence to light, Watari-Museum, Tokyo (1992); Stahlskulptur, Metrostation Olaias (1998); Anthologie von Zeichnungen , Museum für zeitgenössische Kunst, Funchal (1999); To Marat, Zeichnungen, Museum Francisco e Henrique Franco (1999); Sculpture+Drawing, Weißer Pavillon des städtischen Museums, Lissabon (2000); Retrospektive Centro de Arte Moderna, Calouste-Gulbenkian-Stiftung (2001); die Calouste-Gulbenkian-Stiftung gibt anlässlich 50 Jahre künstlerisches Schaffen eine Medaille in Auftrag (2006); Solid and Liquid, Museum Porto Santo, Porto (2006); Anthologie von Zeichnungen, Wanderausstellung: Centro Cultural de Lagos, Centro Cultural de Cascais und Galeria Munícipal de Matosinhos (2006); (in)forma, große monografische Ausstellung, Gemeindemuseum von Tavira/Palácio da Galeria.